Das Haus
Unser Sanitätsfachhandel befindet sich in einem historisch bedeutsamen Gebäude. Es wird erstmalig 1729 erwähnt – als markgräfliches zweistöckiges Modellhaus. Damit gehört es zum städtebaulichen Planspiel des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden. Mit Kavaliershäusern unterhalb des Residenzschlosses und Modellhäusern rund um den Marktplatz bildet es ein Ensemble.
1729
Der Bürger Georg Kraft erhält durch markgräflichen Erlass die Genehmigung im Eckhaus die Wirtschaft 'Zur Blume' einzurichten. Nebst Konzession zur Logis von Gästen und Vieh.
1848
Unterschiedliche Wirte und Betreiber wechseln sich bis 1848 ab. In den Revolutionszeiten hatte der Rebstockwirt Joseph Augenstein aus Bietigheim im Frühjahr 1849 die 'Blume' als Pächter erworben. Er ist Abgeordneter der zweiten Kammer. Wirt ist Fidel Frey. Das Gasthaus ist ein Treffpunkt der badischen Revolutionäre mit dem Ziel politischer Umwälzungen. Die 'Blume' erlebt heftige Debatten, politische Parolen und populäre Freiheitslieder. Bis zur Niederschlagung der Revolution am 23. Juli 1849. Fidel Frey findet sich auf der Liste der politischen Gefangenen wieder und stirbt kurze Zeit später. Joseph Augenstein wird als Mitglied der Konstituierten-Versammlung des Hochverrats angeklagt und verliert Staatsbürgerrecht und Vermögen. Seinem Sohn, Barnabas Augenstein, hat er die 'Blume' überschrieben. Der gliedert dem Gasthaus 1850 noch einen Weinhandel an. Bis zur Schließung der 'Blume' 1983 bleibt das Gebäude im Familienbesitz der Augensteins.
1865
Spielgesellschaften nannte man die Stammtischrunden der Honoratioren im 19. Jahrhundert. Eine solche Gesellschaft pflegte sich regelmäßig im Gasthaus ‚Blume‘ zu treffen. In der hinteren Reihe ganz links sieht man den Blumenwirt Barnabas Augenstein.
1877
Am 22. September 1877 besucht Kaiser Wilhelm I. anlässlich eines Manövers die Festungsstadt Rastatt – zusammen mit Kronprinz Friedrich und dessen Sohn – dem späteren Kaiser Wilhelm II. – sowie dem Großherzogspaar. Im Hintergrund ist das Gasthaus ‚Blume‘ zu sehen. Noch zweistöckig, vor seinem Umbau 1902.
1902
Aus dem Gasthaus wird das 'Hotel Blume‘. Zu diesem Anlass wird es um ein Geschoss erhöht und erhält dabei seinen charakteristischen Turmerker. Das 'Hotel Blume‘ gehört zu einer der vornehmsten Adressen in Rastatt.
1950
Diese Postkartenansicht zeigt das ‚Hotel Blume‘ in den 50er-Jahren. Ein verglaster Steg verbindet es mit dem Nachbarhaus das bereits 100 Jahre zuvor von der Familie Augenstein erworben wurde.
1983
Die Eigentümerfamilie Augenstein – die das Haus seit 1849 betrieb – schließt das Hotel.
1984
Das Gebäude wird verkauft, von Grund auf saniert und zum Wohn- und Geschäftshaus umgebaut.
Quellenangaben: Franz Mors, Kurt Pottiez (Text), Stadtarchiv Rastatt sowie 'Reihe Archivbilder – Rastatt in alten Ansichten‘. Landesbildungsserver Baden-Württemberg (Fotos).